Eine kurze Beschreibung meines Lebens

 

Stefan Homburg PublikationAuf dieser Seite möchte ich mich Ihnen kurz vorstellen. Ergänzend finden Sie hier einen formellen Lebenslauf und meine Publikationsliste.

Ich wurde 1961 im Sauerland geboren und 1967 im Ruhrgebiet (Dorsten) eingeschult. Den größten Teil meines Lebens habe ich im Rheinland verbracht. Seit 1997 wohne ich in Hannover, wo ich mangels Sprachfärbung als Einheimischer durchgehe.

Im Jahre 1980 begann ich mein Studium und fasste zwei Jahre später den verwegenen Entschluss, ein Lehrbuch zu schreiben, weil mir die vorhandenen nicht gefielen. Der daraus entstandene „Felderer/Homburg“ erreichte mittlere sechsstellige Auflagen und erschien in vielen Sprachen; anbei ein Blick auf die farbenfrohe türkische Ausgabe.

Stefan Homburg WAZ 1991Im Alter von 30 Jahren wurde ich zum Professor auf Lebenszeit an der Universität Bonn ernannt und hatte mein wichtigstes Karriereziel erreicht. 1992 wechselte ich als Gründungsprofessor, wie es damals hieß, an die Universität Magdeburg. Dort verbrachte ich eine spannende und prägende Zeit, indem ich als erster und für einige Zeit einziger Professor am Aufbau einer Wirtschaftsfakultät mit damals schon 800 Studenten mitwirkte.

Ich bin politisch hochinteressiert, aber parteilos und unabhängig. 1996 berief mich der damalige Bundesfinanzminister Theo Waigel in den Wissenschaftlichen Beirat seines Ministeriums. Später wurde ich von Bundeskanzler Gerhard Schröder in den Nachhaltigkeitsrat (RNE) der Bundesregierung berufen. Besonders interessant fand ich meine Tätigkeit in der „Föderalismuskommission I“, in die ich von Bundestag und Bundesrat auf Vorschlag des damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff gewählt wurde. Meine politische Beratungstätigkeit habe ich stets genutzt, um Erkenntnisse über politische Prozesse zu gewinnen. So etwas kann man nicht aus Büchern und Artikeln lernen.

Stefan Homburg Börsenzeitung 2009Mehrere Angebote, politische Ämter zu übernehmen, habe ich abgelehnt, weil ich vom Typ her Wissenschaftler bin. Durch meine politiknahe Arbeitsweise habe ich jedoch tiefe Einblicke in die Funktionsweise von Gesellschaft, Medien und Politik gewinnen können, für die ich dankbar bin.

Nach vielen befriedigenden und auch anstrengenden Jahren als Institutsdirektor, Dekan, Herausgeber, Aufsichtsrat usw. sollten die künftigen Jahre etwas beschaulicher werden. Diesen Plan hat die Coronakrise durchkreuzt. Als aufgeklärter Bürger lasse ich mir nicht von angeblichen Experten diktieren, wie ich zu denken habe, sondern bilde mir eine eigene Ansicht und verbreite sie.

Wenn Sie über mich im Internet recherchieren und die Suche auf die Zeit bis März 2020 beschränken, finden Sie positive oder neutrale Nachrichten, etwa in der Wirtschaftswoche, dem SPIEGEL oder der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Das hat sich radikal geändert. Wie alle, die sich den beispiellosen Eingriffen in unser Rechts- und Gesellschaftssystem widersetzen, bin ich Zielscheibe für persönliche Angriffe geworden. Aus dem Ruder gelaufene Medien hinterfragen nicht Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit der Eingriffe, sondern richten jeden hin, der sich der Hysterie entgegenstellt. Damit muss man halt leben. Mehrere tausend unterstützende Emails, die ich in den letzten Wochen erhalten habe, sprechen eine andere Sprache als die veröffentlichte Meinung. Um die Gegenwart zu verstehen, muss man Gustave LeBons „Psychologie der Massen“ gelesen haben, dann wird vieles klar.

November 2020

Inzwischen sind wir im zweiten Lockdown, und es wird Zeit für eine Fortsetzung. Das Jahr 2020 hält ungeahnte Negativüberraschungen bereit, birgt aber auch enormen Lernstoff. So entdecke ich erst jetzt Richtlinie 1/76 der DDR-Staatssicherheit, eine Gebrauchsanweisung zur sogenannten Zersetzung missliebiger Menschen. Zitat:

1. Systematische Diskreditierung des öffentlichen Rufes, des Ansehens und des Prestiges auf der Grundlage miteinander verbundener wahrer, überprüfbarer, diskreditierender sowie unwahrer, glaubhafter, nicht widerlegbarer und damit ebenfalls diskreditierender Angaben.

2. Systematische Organisierung beruflicher und gesellschaftlicher Misserfolge zur Untergrabung des Selbstvertrauens.

Mancher Auftragsjournalist hat den ersten Punkt genau studiert. So bezeichnete mich die „sz“ als Verschwörungsmystiker, konnte jedoch nicht herausfinden, welcher Verschwörung ich konkret nachhänge und hielt dann diese Lücke für das entscheidende Merkmal. Der „Tagesspiegel“ verstieg sich zur Aussage, ich arbeite mit soliden Zahlen, ziehe daraus schwer widerlegbare Schlüsse und sei gerade deshalb so gefährlich. Wer sich derart unterwürfig in den Dienst der Regierung stellt, darf sich über Anfeindungen und schwindende Leserschaft nicht beklagen. Jeder derartige Artikel spülte Kopien wütender Emails in meine Inbox, mit denen treue Leser ihre Abonnements kündigten.

Den zweiten Punkt aus Erich Mielkes Zersetzungsanleitung greife ich gern auf, um etwas Wichtiges geradezurücken: Selbstverständlich bin ich weiterhin Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen an der Leibniz Universität Hannover; ich werde dort auch nicht im geringsten behelligt, die Betreuung von Masterarbeiten durch mich wird stark nachgefragt, und ich komme mit Kollegen, Mitarbeitern und Studenten so gut aus wie eh und je, mit manchen sogar besser.

Das zweite Halbjahr 2020 ist geprägt durch meine Tätigkeit im Verein www.mwgfd.de, durch den ich viele interessante Menschen kennengelernt habe, vor allem Mediziner, denen ich ohne die Coronakrise nie begegnet wäre. Durch ständigen Austausch beispielsweise mit Sucharit Bhakdi, Ronny Weikl oder Stefan Hockertz lerne ich täglich enorm dazu. Viele andere Menschen kenne ich zwar nach wie vor nicht, diese aber mich, und so werde ich auf der Straße nett angesprochen oder erhalte ständig Geschenke zugesandt, wie Bücher, Musikträger oder Broschüren, verbunden mit Dank für meine Aufklärungsarbeit und Hartnäckigkeit. Diese unerwartete Bekanntheit beruht auf meinen Videobeiträgen, die inzwischen millionenfach aufgerufen wurden, auf dem Profil www.twitter.com/SHomburg und nicht zuletzt auch auf der Talkshow „Corona-Quartett“, an der ich mehrfach teilgenommen habe.

Gegen Ende des Jahres 2020 bin ich nach wie vor nicht sicher, wohin sich die Großwetterlage entwickeln wird. Es ist durchaus möglich, dass die Coronakrise den Übergang zu einem chinesischen Politikmodell markiert, mit geringen Bürgerfreiheiten, wenig Rechtsstaatlichkeit und einem dauerhaften Übermaß absurder Propaganda, durch die all jene bei der Stange gehalten werden, die weder Zahlen deuten noch Texte verstehen können. Aber vielleicht kommt ja alles auch ganz anders; schließlich hätte ich mir auch die jetzige Situation vor einem Jahr nicht träumen lassen. Als Optimist hoffe ich, dass wir den ganzen Schlamassel ebenso hinter uns lassen werden wie schlimmere Krisen aus der Zeit vor meiner Geburt, die letztlich auch gemeistert wurden.

 

 April 2021

Seit Anfang dieses Monats bin ich Universitätsprofessor im Ruhestand. Zwar betreue ich weiterhin Masterarbeiten und Dissertationen und will gelegentlich auch eine Vorlesung halten. Ansonsten aber bin ich frei wie ein Vogel. Dies entspricht einem lange gehegten Plan (30+30+30), den ich bereits vor der Coronakrise gehegt hatte. 30 Jahre, um Professor zu werden, dann 30 Jahre in dieser Position und zuletzt (hoffentlich) 30 Jahre einmal etwas anderes tun. Am ersten Tag meines Ruhestands wurde der endlose Lockdown übrigens durch eine Ausgangssperre komplettiert, und es scheint bisher durchaus nicht so, als würde dieses Land in absehbarer Zeit zu Rationalität und Augenmaß zurückkehren.

 

Juli 2021

Am Wochenende traf ich in meiner alten Heimat- und Studienstadt Köln 50 Studenten und junge Berufstätige. Die Teilnehmerzahl war durch Ort und Abstandsregeln bestimmt, und da die Teilnehmer teilweise von weit her kamen, war das Treffen schon kurz nach seiner Ankündigung ausgebucht.

In einem bezaubernden Veranstaltungsort im Belgischen Viertel sprachen wir mehrere Stunden lang über die seltsame Lage seit März 2020, und die anschließende Diskussion im kleineren Kreis endete erst 2 Uhr nachts beim Italiener. Teilnehmer aller Fachrichtungen, die exzellent informiert waren, stellten mir Fragen vornehmlich zu den politischen und wirtschaftlichen Aspekten der Coronakrise. Für mich war das Treffen sehr interessant, weil ich meinerseits Fragen stellen konnte, vor allem diese: In der Geschichte ging Widerstand fast immer von der jüngeren Generation aus, egal ob man Kuba 1958, Westdeutschland 1968 oder Ostdeutschland 1989 nimmt. Warum ist es diesmal umgekehrt, warum kommt der Widerstand gegen den Lockdown vor allem von Älteren?

FeedbackZu den Antworten gehörten folgende: Ein Drittsemester berichtete, dass er mangels Präsenzvorlesungen keine Kommilitonen persönlich kenne. Man könne auch nicht in einer Kaffeepause über die Lage sprechen und sich solidarisieren, sondern sei allein zu Haus und fühle sich isoliert. Andere thematisierten die sozialen Medien und die dort vorherrschende Cancel Culture, die vernünftige Dialoge verunmöglicht, da jeder, der überzogene Maßnahmen anzweifelt, sofort als „Nazi“ verunglimpft wird. Die kritischen Studenten vernetzen sich zwar zunehmend elektronisch, doch haben sie ihrem Netzwerk noch nicht einmal einen Namen gegeben, um Diffamierungen durch die bekannten Desinformations- und Hetzportale wie Volksverpetzer oder Correctiv abzuwehren. Höhepunkt für mich war die Frage eines habilitierten Assistenten mit Listenplatz Eins, ob er den Ruf auf die Professur annehmen solle, da er befürchte, bei Kritik am Lockdown umgehend entlassen zu werden. Insgesamt machten sich die Teilnehmer große Sorgen über die politischen Zustände im allgemeinen und ihre berufliche Zukunft im besonderen. Meinem Eindruck nach sind Frust und Entfremdung vom Staat bei Jüngeren genau so verbreitet wie bei Älteren. Die Jüngeren haben aber mehr zu verlieren und sind in einem Umfeld von Rufmord sowie willkürlichen Festnahmen und Hausdurchsuchungen vorsichtig.

Gleichwohl war es für alle ein bewegender und schöner Abend. Zum Abschied erhielt ich einen Geschenkkorb und eine Dankeskarte mit dutzenden Unterschriften, die ich aus den oben genannten Gründen herausgeschnitten habe.

 

Ich setze diesen Text nicht fort, sondern verweise auf mein Buch "Corona-Getwitter", das in Erzählform meine Erfahrungen schildert.